Ein Tag beim Zoll...
Ja, ich kann Euch Jungs nur zustimmen. Ich habe es schon an anderer Stelle erzaehlt, doch neulich war einfach unuebertroffen... Es faengt schon beim Tracking an. Man bekommt den Eindruck, es wurde schon versucht zuzustellen, man sei aber nicht zu Hause gewesen. Danach heisst es: "Erfolgreich zugestellt!", ohne dass man sein Paket je zu Gesicht bekommen hat. Hahaha... was das Post'sche Tracking nicht erlaeutert ist, es geht hier nicht um die eigenen vier Waende, sondern um die Zollbehoerde.
Dann geht es munter weiter mit der Benachrichtigung, die schonmal eine Verspaetung haben kann und dann heisst es 14 Tage ab -- nicht etwa Erhalt -- sondern Datum dieses Schreibens. 14 Tage, nicht Werktage. Wenn da Feiertage ihr Unwesen treiben und die eigene Arbeit einem noch dazwischen funkt, wird es knall eng mit der Abholung.
Endlich angekommen, Schreiben & Perso in der Hand (hoffentlich), zieht man seine Marke (hoffentlich) und... wartet... und wartet... und wartet... u-n-d . . . w-a-r- . . Bing! Nach einer knappen Stunde dran. Begruessungen, Erklaerungen, Marke, Schreiben, Perso -- ein Moment der Unsicherheit -- ja, das Foto koennte aktueller sein -- und der Beamte holt sogleich das Bestellte.
Bitte oeffnen sie das, spreitzen sie die Beine, husten sie... eh... oder so aehnlich. Ich huste also lauter Erklaerungen aus, was denn hier auf dem Tisch liegt, vierteljahrhundertalte Software, muss mich quasi beinahe fuer mein unreifes infantiles Hobby rechtfertigen... ach, ein Telespiel also? -- Ja, genau. Rechnung, bitte.
Wieder ausgiebige Manifeste und Stellungnahmen, diesmal zu den anfallenden Kosten, und man wird abermals auf die Reservebank versetzt. Und heir erst erstreckt sich das RICHTIGE Warten. Eine ganze Armee von Minuten, und das eigene Leben mit dazu, ziehen wie eine vom Sandsturm befallene, schwer belastete Karavane an meinem Linken Auge vorbei. Das rechte schielt ungeduldig auf die Zeiger, die sich scheinbar, welch bitteres Klischee, entgegen dem Uhrzeigersinn bewegen.
Na jut, irgendwann is' halt alles vorbei, sage ich mir, als ich zu guter Letzt doch noch aufgerufen werde. In ein anderes, mit persoenlicher Magnetkarte zu oeffnendes Zimmer gelotst, erwartet mich nun... eine Schlange an Interessenten und die Erkenntnis, dass die regeln des Lebens am Zoll Halt machen. Wahrscheinlich muss selbst der Teufel hier auf seine Seelen zur Verzollung warten.
In einem 2x2.5 Meter Buero sitzt ein alter gebraechlicher Mann auf einem ziemlich ungemuetlichem Stuhl und bittet einen nach dem anderen herein. Kafka laesst gruessen... Gefuehlte anderthalb Ewigkeiten spaeter betrete ich nun K.'s Machtbereich und bekomme hoeflich einen Sitzplatz angeboten. Danke, ich stehe lieber -- Das kann aber noch etwas dauern. Mit letzter Kraft verkneife ich mir die Frage nach seiner Definition von
etwas und pflanze mich hin.
Es ist kaum zu glauben, doch waehrend mir K. nun zum zweiten Mal heute die Deklaration zur Kostenfrage auf's sympathischste attestiert, sind schon fast
drei Stunden vergangen und zwar leider nicht nur gefuehlt. Tja, der Zoll, eine Zwischensphaere, die Twilight Zone, hier bleibt einem die Zeit im eigenen Hase stecken.
Und die Kosten...? Ja, die gab's auch noch: ein Fuenfer Abgaben und 2 Euro Lager fuer 'ne loose cart. Das nennt man dann ein gut ausbalanciertes cost/benefit ratio...
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