@Takumaji: Ich/wir können deiner Argumentation sicher folgen aber worauf willst du hinaus? Früher war alles besser? Die aktuelle Generation interessiert sich nicht für alte Spiele? Videospiele werden nicht als Kulturgut akzeptiert?
Mir drängt sich eher der Verdacht auf (nicht bös gemeint) du fühlst dich ein wenig abgehängt und ärgerst dich, dass jemand dein Hobby instrumentalisiert (sei es in Form von T-Shirts, grobem Desinteresse oder sonstigem Ausverkauf). Falls dem so ist, könnt ich es sogar ein Stück weit nachvollziehen. Mich nervt auch, dass es 'in' ist, ein Nerd zu sein oder man ständig irgendwelche 'bleep'-sounds im Radio zu hören bekommt. Andererseits: Ist es nicht in deiner Argumentation 'gut' dem Medium Videospiel mehr Aufmerksamkeit zu widmen? Dadurch wird doch der kulturelle Stellenwert erst interessant (für die Masse).
Und abgesehen davon: Videospiele waren doch schon immer Kommerz. Ich weiß es tut weh die rosarote Brille abzunehmen, aber hinter Street Fighter 2 SCE oder Gekka no Kenshi (mein persönlicher Favorit in Sachen 'Kunst') steht/stand letztlich auch nur die Autmatenindustrie...
Ich möchte meinen Standpunkt darlegen und bin interessiert dran, euren zu hören, das ist schon (fast) alles.
Aber du hast recht, mich nervt der Ausverkauf. Das Gefühl, abgehängt zu werden, ist nicht so der Punkt, das habe ich schon lange hinter mir und mich damit abgefunden, daß es für mich nicht mehr allzu viele interessante Spiele gibt. Ich mag Arcade-type Games, die eher auf Skill und Scoring ausgerichtet sind, RPGs, FPS (abgesehen von Quake 3 Arena) und sowas liegt mir nicht wirklich.
Was die aktuelle Retro-Präsenz betrifft (Stichwort "bleep-Sounds im Radio"): Das halte ich nicht für zielführend, kulturell gesehen. Das ist inhaltslos, leer, ohne Seele und dient nur dazu, hip dazustehen. Ich habe nichts übrig für Oberflächlichkeit, besonders wenn sie dazu führt, daß einfach wahllos irgendwelche Elemente aus diversen Richtungen verwendet werden, um sich anzubiedern oder einer Mode nachzurennen. Das steht für mich auf dem selben niedrigen Niveau wie Leute, die sich Buddha-Statuen in die Butze stellen, aber auf alles pfeifen, was damit zusammenhängt, weil sie halt den kleinen dicken goldenen Kerl einfach nur lustig finden. Sowas geht absolut gar nicht, finde ich.
Natürlich steckt hinter jedem großen Release ein kommerzielles Interesse, sonst würde ein Spiel gar nicht erst entstehen. Das hat aber meiner Meinung nach nichts mit Qualität und Intention des Inhalts zu tun - Boticelli, Michelangelo und andere Künstler haben einen Haufen Geld von diversen Päpsten gekriegt, um die Sixtinische Kapelle in Rom auszumalen, das Ganze war gedacht, um den Heiligen Stuhl als großen Kunstmäzen dastehen zu lassen und damit zu prunken, aber die Kunst an sich ist über den kommerziellen Hintergrund erhaben, die ist einzigartig schön.
Okay, ein Vergleich zwischen SF und Michelangelo ist jetzt vielleicht ein bißchen abgedreht, aber ich denke, du weißt, auf was ich rauswill. Kunst hat schon immer Knete gebraucht, um sich verwirklichen zu können, daran stoße ich mich nicht.
Ich habe auch erst lernen müssen, Videospiele bzw. die Geschichte derselben als kulturell relevant zu verstehen. Man denkt da eigentlich nicht dran, sondern hat halt Spaß damit, und dafür sind sie ja auch gedacht, aber wenn man mal den Einfluß berücksichtigt, den sie auf die Kultur in all ihren Ausprägungen hatten und haben, steckt da mehr dahinter als bloßes Entertainment. Dazu muß ich die rosarote Brille weder auf-, noch absetzen, das ist einfach Fakt.
Um jetzt mal die Kurve zu kriegen: Die Diskussion stand bzw. steht ja im Zeichen "Preishype auf ebay" - da schließt sich der Kreis, wenn man die Retro-Sache in Spiel bringt, denn das Retro-Gebabbel ist zu einem nicht geringen Teil schuld an der Misere. Nimm nur mal das Forum hier - jedesmal, wenn in einer amerikanischen Spielezeitschrift oder einer Onlineplattform das Neo Geo erwähnt und als aller-allerbesteste Spielekonsole wo gibt in den Himmel gelobt wird, kriegen wir hier einen Schwung neue Mitglieder, die natürlich alle das Original spielen und sich eine möglichst große Spielebibliothek in möglichst kurzer Zeit zulegen wollen. Das führt zu Preissprüngen selbst für an sich gängige Carts und CDs, und selbst wenn sie dann punktuell wieder niedriger werden, bleibt bei bestimmten nachgefragten Titeln der höhere Preis bestehen und es wird für unsereins zunehmend schwieriger, bezahlbare Spiele zu finden. Wenn sich der Hype bei den Neulingen gelegt hat, verkaufen sie das Zeug wieder (natürlich für möglichst hohe Preise), und dann gehts wieder von vorne los.